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Nach dem Niedergang Roms flohen die überlebenden Ärzte nach Konstantinopel und nahmen dabei ihre Bücher und ihr Wissen mit. Im Byzantinischen Reich wurden Pflanzen nicht nur zu Heilzwecken, sondern auch verschwenderisch als Parfüms benutzt. Über Konstantinopel gelangte das Wissen der Antike durch die Übersetzungen der Werke von Hippokrates, Galen, Dioskurides und anderen sowie die berühmte medizinische Bibliothek von Alexandria in die arabische Welt. Der erste große arabische Arzt, über den wir Genaueres wissen, war Ahn Bahr Muhammad Ihn Zakaria Al-Razi (865-925 n. Chr.); er schrieb über zwei Dutzend medizinische Bücher, die viele pflanzliche Rezepte enthalten.
Der bedeutendste arabische Arzt war jedoch zweifellos Ahn Ali Ihn Sina (980-1037 n. Chr.), besser bekannt als Avicenna. Er hatte Logik, Geometrie, Metaphysik, Philosophie, Astronomie und alle anderen zu seiner Zeit bekannten Naturwissenschaften studiert, natürlich auch Medizin, und personifizierte die vollkommene Vorwegnahme des allseits gebildeten Renaissance-Menschen. Offenbar ein Wunderkind, galt er schon mit achtzehn als berühmter Arzt. Er hinterließ wertvolle schriftliche Aufzeichnungen, in denen er über 800 Pflanzen und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper beschreibt. Nicht alle Pflanzen hat man eindeutig bestimmen können, da er sie zuweilen mit ihrem einheimischen Namen bezeichnete; zu den leicht identifizierbaren gehören u.a. Kampfer, Kamille und Lavendel, aus denen bis heute wertvolle Öle für die Aromatherapie gewonnen werden. Er führte die reine Obstkur ein - bei ihr werden Früchte verwendet, die reich an natürlichem Zucker sind, z.B. Weintrauben und Melonen -, erfand die Extensionsbehandlung bei Knochenbrüchen und chiropraktische Verfahren zur Behebung von Wirbelfehlstellungen; außerdem beschrieb er verschiedene Massagetechniken. Für die Geschichte der Aromatherapie ist jedoch besonders bedeutsam, dass man ihm die Entwicklung des Destillationsverfahrens ätherischer Öle zuschreibt. Ob Avicenna nun selbst den Prozess der Destillation erfand oder entdeckte, mag dahingestellt sein; zu seinen Lebzeiten entstandene arabische Manuskripte enthalten jedenfalls Zeichnungen von Destillierapparaten, deren Grundprinzipien sich bis heute nicht verändert haben, auch wenn die Art der Konstruktion natürlich ausgereifter ist.
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