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Die Systemwissenschaft ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Ihre Grundlagen wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt, wobei der Systemgedanke bereits im Altertum existierte. Das Zusammentreffen unterschiedlichster Fragestellungen und Aspekte führten zur Entstehung einer angewandten Systemwissenschaft:

  • die zweite industrielle Revolution und der damit verbundene Bedarf an wirksamen Kontroll-, Steuerungs- und Managementmethoden großer, komplexer Systeme und Projekte (Computer, Raumfahrt, Kernkraft, Industrieprojekte u.a.)
  • die inhaltliche Frage nach der Entstehung neuer Strukturen mit neuen Funktionen durch die Eigendynamik vorhandener Systemstrukturen, insbesondere die Frage nach der Entstehung des Lebens (Evolution, Selbstorganisation, Emergenz)
  • das durch die Zersplitterung der Wissenschaft in immer mehr Einzeldisiziplinen entstehende Problem der Integration der wissenschaftlichen Ergebnisse.

LUDWIG VON BERTALANFFY sah in einer Allgemeinen Systemtheorie die Möglichkeit, die Zusammenarbeit der Einzeldisziplinen zu fördern und Regelmäßigkeiten zu entdecken, die über den Rahmen der Einzelwissenschaften hinausgehen. Als Biologe beschäftigte er sich mit den Grundphänomenen des Lebens und sah, daß hier mit monokausaler Betrachtungsweise und linearen Beziehungen die zentralen Zusammenhänge nicht zu erfassen waren.

WIENERs Kybernetik oder Steuerungslehre ist der zweite Vorläufer einer auf Anwendung orientierten Systemwissenschaft. Sein 1948 erschienenes Buch "Kybernetik oder Kontrolle und Kommunikation in Tier und Maschine" verbreitete eine Sichtweise, die den disziplinübergreifenden Regelmäßigkeiten besondere Bedeutung zumaß. Wiener zeigte auf, dass in Technik, Biologie, Medizin, Psychologie, Pädagogik und den Sozialwissenschaften in ihrer Grundstruktur ähnliche Regelungs- und Steuerungsvorgänge vorkommen. Er führt den Begriff "Regelkreis" ein. Die damit bezeichnete Denkweise ist aus vielen modernen anwendungsorientierten Wissenschaften nicht mehr wegzudenken.

Allgemeine Systemtheorie und Kybernetik wurden in den 50er bis 70er Jahren von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen aufgegriffen. Verschiedene Autoren zeigten, dass die kybernetische und systemorientierte Denkweise für ihre Disziplinen wichtige Strukturierungsgrundlagen und Einsichten vermittelt, z.B.

ASHBY (1956) als Naturwissenschaftler, ROPOHL (1975) als Ingenieur, CHURCHMAN (1968) und BEER (1973) als Ökonomen, DEUTSCH (1969) als Politologe. MILLER veröffentlichte 1978 eine Gesamtstrukturierung der Erkenntnisse über "Lebende Systeme", wobei die Füllung dieses Begriffes vom Einzeller bis zur Weltgesellschaft reicht. Basis dafür waren umfangreiche Arbeiten interdisziplinärer Gruppen.

Parallel dazu wurde in der Physik (aber auch in der Chemie und Biologie) eine neues Erklärungsmodell für die Existenz, Stabilität und Entwicklung von Systemen fern vom thermodynamischen Gleichgewicht entwickelt.

LORENZ hatte eher zufällig die Empfindlichkeit von Konvektionssystemen, wie des Wetters, vom Anfangsbedingungen entdeckt und legte damit die Grundlage für die Chaostheorie. PRIGOGINE konnte zeigen, dass offene Systeme, und damit alle lebenden Systeme, unter Energiezufuhr und Entropieabfuhr in die Umgebung, "dissipative Strukturen" aufbauen können. HAKEN konnte am Beispiel des Lasers das Herausbilden von geordneten Strukturen aufgrund von kooperativen, internen Wechselwirkungen zeigen und übertrug das Prinzip auf andere physikalische, chemische, biologische, soziale und psychologische Systeme. Er prägte dafür den Begriff "Synergetik" = Wissenschaft des Zusammenwirkens. EIGEN hatte zeitgleich ein Erklärungsmodell für den Übergang vom unbelebten, präbiontischen Zustand zum ersten primitiven Leben auf der Erde entwickelt. Diese Entdeckungen haben wesentlich zu einer Weiterentwicklung des naturwissenschaftlich geprägten Weltbildes und damit der gesamten wissenschaftlichen Erkenntnis beigetragen ("deterministisches Chaos", Ordnung und Strukturbildung).

Ein umfassender Überblick über die Systemwissenschaft stammt von KLIR (1991), der die zunehmende Einwirkungen der interdisziplinär wirkenden Systemwissenschaft auf die Einzelwissenschaften feststellt: "Als Ergebnis der von der Systemwissenschaft seit Jahrzehnten vorgetragenen Argumente werden die Wissenschaftler im allgemeinen in zunehmenden Maße sensibilisiert für die Grenzen ihrer Disziplinen. Sie werden tendenziell immer mehr [...] der Tatsache bewusst, dass wichtige Probleme der realen Welt fast immer Aspekte enthalten, die die Grenzen der Einzelwissenschaften überschreiten".